Da sich online relativ wenig Infos zu den genaueren Gegebenheiten finden ließen, kommt hier nun eine kleine Kletterdoku zu der Felswand am Tomášovský Výhľad im Slovenský Raj / im Nationalpark Slowakisches Paradies. (Zum Vergrößern bitte auf die Fotos klicken!) Die besten Infos zu den Kletterrouten gibt es hier: http://www.jamesak.sk/sprievodca/spr_tomd.htm. Obwohl der Plan von 1998 ist, ist er noch ziemlich aktuell, nur einige Routen sind neu, und der Plan ist zu klein, als dass die Sicherungspunkte (alle) eingezeichnet wären.
Wer die Anlage nun eigentlich genau pflegt, hab ich nicht rausbekommen, tippe aber auf die Verwaltung des Nationalparks. Die hatte einen kleinen Unterstand vor dem Výhľad, an dem das Besteigen des Aussichtspunkts einen Beitrag kassierte, und an einem Tag/bei einem der Mitarbeiter kostete uns das Klettern 1,50 € pro Nase (sonst nichts). Habe hocherfreut festgestellt, dass die Haken und Ringe größtenteils nagelneu sind! Auch die älteren sind in sehr gutem Zustand. Hier zwei Beispiele nahe der oberen Kante:
Es gibt (von Spišske Tomášovce) einen kürzeren Weg als oben über den Ausguck zu laufen und dann rechter Hand nach dem Trampelpfad zu suchen. Und zwar kurz nach dem kleinen Unterstand vom Nationalpark – da geht es rechts auf einem schlechten Pfad weiter, aber nach ca. 3 Minuten steht mensch unter balkon. (Links lang zum Ausguck.)
Nun muss ich hinzufügen, dass dies meine erste Fels-Klettertour war und ich nur drei Tage an der Wand war. Auf dem vorhergehenden Erkundungspaziergang dachte ich schon, ich käme da nie hoch, weil die Einstiege mir erstmal schwierig aussahen, und – im Gegensatz zur Kletterhalle – der erste Haken oft 4-5m hoch war. Der zweite Haken dann nochmal 4 Meter höher, was den ersten Haken ja in gewisser Hinsicht überflüssig machen kann.[1] Dazu kam der grobe Überblick: Je leichter eine Route eingestuft ist, desto weniger Sicherungspunkte sollte mensch brauchen, um da hochzukommen. Bei der einzigen 3er-Router habe ich von unten gar keine Haken entdeckt. Bei schweren Routen öfter schon bei vielleicht 3 Metern ein Haken. Eine Philosophie, die ich nicht teile. Auf jeden Fall waren auf rund 17m Höhe immer 3-4 Haken/Ringe angebracht. Insgesamt ist der Tomášovský Výhľad über 100m breit und an den höchsten Stellen ca. 40m hoch, meistens jedoch wahrscheinlich 30-35m. Ein Kenner der Wand war mit einem 50m-Seil dort, das er völlig ausreichend fand.
Als ich dann aber am Klettern war, stellte sich heraus, das es doch geht. 😉 Der Fels ist toll! Ich hab die Routen Balkón zľava / Balkon von links (4), Dievčenská / kleines Mädchen (4+) und Hodiny / Stunden (4) erklommen, nicht bis ganz oben, sondern ca. 17 Meter weit, soweit es ging. Ein Kletterer hatte sie uns zum Einstieg empfohlen. Bei allen drei Routen fand ich, dass es Elemente gab, die ich eindeutig nicht mehr im 4er-Bereich einstufen würde.
Balkón zľava
Diese Route hat sehr nette Teile: Unten eine Verschneidung mit so großen Felsbrocken, die vor der Wand liegen. Von denen aus nur ein Schritt zum ersten Haken. Unterhalb des zweiten Hakens kann man gut stehen. Dann ist der nächste Haken rechts oben, also schon unten neben dem Balkon. Trotzdem geht es kurz nach links, um sich auf das kleine Sims zu hieven. Links noch ein super Griff, rechts ein Fingerloch, dann links loslassen und rüberlaufen (beim ersten Mal schwer vorstellbar, dass das als Niveau 4 durchgeht). Bald kommen wieder Griffe und der Haken. Mein letzter Haken war der oben an der Seite des Balkons.
Dievčenská…
… ist die Route, an die ich mich am schlechtesten erinnere. Der Einstieg bis zum zweiten Haken ist bildlich dokumentiert (mit 55l Rucksack als Größenorientierung. 😉 Nein, tatsächlich war das Aufhängen des Rucksacks ein Klemmkeil-Experiment):
Wie es oben weiterging – geradeaus hoch dieses Mal.
Hodiny
Hodinys Beginn ist zwar leicht, das sind fast große Stufen an der Wand hoch, aber der bei ca. 8m sichtbare Ring ist tatsächlich auch der erste. Hier einmal der Weg bis zum ersten und einmal der Weg bis zum dritten Haken. (Danach würde es links weitergehen, das war uns aber nix.)
Hier nochmal der Balkon, von dem ich dauernd rede.
Insgesamt scheinen am Tomášovský Výhľad vor allem Einheimische zu klettern, z.B. aus Spišska Nova Ves. Wir waren schon extra am Wochenende dort, um ihnen zu begegnen, es war aber trotz super Wetter (30 Grad in der Sonne, bei einer Kletterstelle im Schatten) recht leer, oft kletterten die Anderen nicht einmal in Sichtweite. (Dass muss man sich angesichts der überfüllten Berliner Kletter-anlagen mal vorstellen!) Meine kurzerhand erhobene Gender-Statistik, die vollkommen dem Zweigeschlechterdenken verhaftet bleibt und nach 4 Tagen Anwesenheit am Fels natürlich nicht viel aussagen kann, ergibt: Am Tomášovský Výhľad klettern viel mehr Männer als Frauen, etwa 8x so viele!
Kletternde! Da ist es echt schön, es gibt nette Routen zu entdecken! Eins noch: Beim Wohnen im Dörfchen hat es sich als sehr hilfreich erwiesen, irgendeine slawische Sprache ein bisschen zu können, ob beim Mieten der Unterkunft, im Dorfladen oder beim Erfragen des richtigen Weges. Das hatte zwar den Effekt, dass die Leute dachten, ich müsse sie ja auch verstehen, weil sie mich verstehen… aber das übt ja im Slowakischen. 😉
[1] Doch ich lese hier zum Vergleich über die Regeln des Elbsandsteingebirges auch: Der mindeste Abstand der Sicherungspunkte sei 3m, empfohlen seien 5m (vgl. das Editorial in Berliner Bergsteiger 04/2010).
4 Antworten zu „Klettern am Tomášovský Výhľad“
Was für eine tolle Landschaft! Das muss eine schöne Zeit für dich gewesen sein.
Auf jeden Fall! Leider wie immer zu kurz, um sowohl Städte anzusehen als auch ausgiebig Äffchen zu spielen.
bin isch beeindruckt… ich will auch! aber im winter besser in der halle anfangen, wuerd ich vermuten 🙂
Vor allem mit nem Kurs anfangen: Wie sichere ich meine_n Partner_in? Halle ist dafür ein Terrain mit wenig Unwägbarkeiten (nicht rutschig, weil feucht, deutlich sichtbar, wohin greifen etc.), muss aber nicht sein.