Wandern in den Picos de Europa

Zuerst: Die Picos de Europa sind ein Nationalpark in Nordspanien. Dort waren wir knapp zwei Wochen zu Fuß unterwegs. Vorher hatten wir dazu Infos aus einem Reiseführer und 15 Jahre alte Wanderkarten. Selbst eine spezialisierte Buchhandlung in Berlin hatte keine neueren (oder eigentlich: gar keine). Im Nachhinein sind wir natürlich schlauer und wollen in diesem kleinen Bericht ein bisschen Doku für andere hinterlegen, die dort hin wollen.
 
Obwohl es die Pampa ist, ist die Anreise ohne Auto recht einfach möglich (und sie war eigentlich auch das einzig teuere an diesem Urlaub): Flug nach Madrid, dann ab in den Linienbus. Von Madrid führt das Busunternehmen ALSA alle paar Stunden nach Norden, unser Zwischenziel war Oviedo auf der Strecke nach Gijon. Wir sind über Nacht gefahren, also 0:30h-ca.6:00h, Kosten pro Person so um die 25 Euro. Von Oviedo ging es mit demselben Busunternehmen weiter nach Cangas de Onis, wo WanderInnen sich nochmal mit Essen und Infos eindecken können. Es gibt eine Touri-Information, die Nationalpark-Verwaltung und Buchläden für die Wanderkarten. Die guten Karten werden vom Verlag Adrados Ediciones herausgebracht, die kompletten Picos (drei Massive, die macizos heißen, was toll lispelt!) sind auf zwei Karten zu haben. Dazu muss gesagt werden: derselbe Verlage gibt dazu ein Büchlein mit Wegbeschreibungen heraus, Pech nur halt, wenn eine des Spanischen sehr eingeschränkt mächtig ist… Kurze Kletterstellen waren den Karten zumindest ohne Beschreibungen nicht deutlich zu entnehmen, sie wurden aber auch keineswegs durch Vorkehrungen (angebrachte Seile, Griffe o.ä.) erleichtert.
 
Schwupp, nächster Bus: von Cangas de Oni­s direkt zu den Lagos de Covadonga (das sind der Lago de Enol und der Lago Ercina), die beide schon recht hoch in den Bergen liegen, vielleicht 15 km Straße vom letzten Ort Covadonga weg. Die Wanderwege kommen dort lang, eine erste bewirtschaftete Hütte (Refugio de Enol) ist nicht weit. Dies ist einer der Punkte, an denen man sich überlegen sollte, wolang man eigentlich gehen möchte und ob man dabei auf Hütten angewiesen ist, denn insgesamt sind diese Hütten
 

  1. schlecht in den Picos verteilt,
  2. teilweise an verschiedenen Wegen, die untereinander nicht verbunden sind,
  3. nicht toll: ohne Wasser (sprich: piss in die Natur!), Strom und Bewirtschaftung, aber trotzdem teuer. 8 Euro pro Nase? ¡No way!

Genau: Ein winddichtes Zelt und ein Kocher sollten dringend dabei sein, gerade, wenn man unerfahrener und ungeübter ist, nicht sowieso Gipfeljogger. So konnten wir den Wandertag dann enden lassen, wann wir wollten und einfach unsere Ponchos aufspannen (denn eben: wir hatten kein Zeltchen zur Hand). Campen war laut unseres Reiseführers erlaubt, wenn man eine Stunde vor Sonnenuntergang aufbaut und etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang wieder verschwindet. In echt war es so: Wer hätte dort das Zeltchen eigentlich sehen sollen? Noch etwas, was nicht schlecht gewesen wäre, war ein Feldstecher, vor allem um die Quellen von weiter weg zu entdecken. Die waren schon auf den Karten eingezeichnet, aber nicht so präzise (z.B. irgendwo im Outback aufgemalt, obwohl sie direkt auf der Wegkreuzung war…). Daraus ergaben sich anstrengende Suchen abseits von Wegen, die ein kleines Adlerauge erleichtert hätte. Teilweise waren eingezeichnete Quellen kurz vor dem Versiegen, so dass es immer ganz nützlich war, Entgegenkommende zu fragen, ob es denn Wasser gibt. Abgesehen von solch „objektiven“ Infos wollen wir an dieser Stelle auch davor warnen, anderen Wanderern immer alles zu glauben, denn: Alle untertreiben! „Easy, das ist ein Spaziergang, anderthalb Stündchen nett am Fluss, keine Höhenunterschiede!“ Dies kann auch heißen: Ihr geht durch die Cares-Schlucht, 100m über dem Abgrund ohne Absicherung, also 3 Stunden lang konzentriert gehen und aufpassen, dass Ihr nicht gleich den Abgang macht.
 
Noch kurz zum Rückweg: Wir sind über alle drei Macizos gegangen und haben im Südosten der Picos den Abstieg nach Potes gemacht. Dort gibt es wieder Busanbindungen, zunächst nach Santander (mit Palomera), von dort mit Continental Auto nach Madrid. Auch das geht wieder mehrmals täglich, auch über Nacht, für ca. 30 Euro pro Person. Soviel zu den Wandererinfos.
 
Schwärmen lässt sich von den Picos ohne Ende! Besonders das schroffe Macizo occidental ist so beeindruckend! Stichprobenartige Bilder habe ich unter http://www.flickr.com/photos/silkemeyer/tags/picos/. Krasse Felsspitzen und tiefe Geröllkrater, brennende Mittagssonne und Abendlichter zwischen Nebel und Sonnenstrahlen … all die Anstrengung würde ich dafür sofort nochmal bringen!