– woran ich das merke? Ich kann mich schon an die Zeit der historischen Fotos des unsanierten Mitte erinnern. Mein momentanes Lieblingsblog http://bgui.de/ ist ein Fotoblog mit oft ziemlich guten Berlin-Bildern, fast jeden Tag eins. Heute steht da ein Bild mit dem Datum '99. Drauf ist laut Titel das Onyx. Ein Kneipchen, das es, wie ich glaube, nicht mehr dort gibt, in dem es aber eh immer so voll war, dass eine keinen Platz mehr abbekommen hat. Für mich war das große Gebäude daneben immer viel toller. Es ist eben ein riesiger Altbau, der dunkelgrün war. Und das ist bekanntlich eine meiner ca. zwei Lieblingsfarben. Aber es ist für ein Haus auch mal eine ausgefallene Farbe. Es war total heruntergekommen. Und wenn ich mit dem Rad die Rosenthaler entlangkam, ragte es dunkel und markant da vorne auf. „Ich bin unsaniert. Und trotzdem schön.“

 

1999 muss demnach in der Zeit gewesen sein, in der wir dort in der Gegend noch unterwegs waren. Wir waren neu oder kurz in Berlin (ich ein Jahr), neu oder kurz an der Uni und mit den Leuten abends ausgerechnet in der Oranienburger Str. was trinken. Zwischen Touris ohne Ende. Ich weiß gar nicht, ob uns irgendwie nix Netteres einfiel oder wir uns die schönen Ecken dann erst allmählich erschlossen haben. Wir wohnten ja auch viel weiter in Berlin verstreut! Ich hatte Freunde, die in Moabit oder Lichterfelde (!) ihre erste Bleibe bezogen hatten oder bei ihren Eltern außerhalb aller Innenstadtbezirke wohnten. Vielleicht kamen wir so auch dauernd auf Mitte. Die Mitte-Phobie kam wohl erst später. Als immer mehr Häuser wie das dunkelgrüne eingehüllt und beige gestrichen wurden und der kaputte Stuck zu Sahnetörtchen-Schick gemacht wurde. Und der Bezirk irgendwie zur Verkörperung des Feindbildes Yuppie wurde.

 

2006 habe ich mich mit Mitte wieder ein bisschen abgefunden, weil ich fast täglich dort gearbeitet habe und schon auch Nettes gefunden habe. Einen Teil davon z.B. in der Berlin-Biennale in der Auguststr., wo plötzlich nach 10 Jahren ein Schulgebäude aufgeschlossen und zum Museum gemacht wurde oder ich den trashigen Charme des Ballhauses Mitte sah. Doch noch was Schönes zwischen all dem Schnickschnack…