Guten Morgen!
Da heute abend das schon ca. fünfte netzfeministische Biertrinken Berlin stattfindet, wollte ich mal zwei, drei Gedanken aufschreiben. Erstmal kurz zu den Treffen:
Sie werden auf http://netzfeminismus.org/ angekündigt, das heutige ist ab 20:00 Uhr im Frannz in der Kulturbrauerei. Außerdem gibt’s die Ankündigungen auf Twitter bei @netzfeminismus und alle plappern mit dem Hashtag #nfbb.
Auf jeden Fall war ich schon bei einem der Treffen und zuvor zweimal bei den real life-Treffen der Facebook-Gruppe „Girls on Web Society“. Und immer noch ist mir unklar, warum ich da eigentlich hingehe. Dass mir eine feministische Vernetzung wichtig ist, ist mir klarer (nochmal besonders angesichts der Trollerei darüber, dass es sie gibt), als was ich mir darunter vorstelle oder was ich mir davon erhoffe. Das hab ich gerade auf dem Weg ins Büro für mich zu klären versucht.
Ich halte es hier mal fest, und mich interessieren Eure Perspektiven/Anliegen auch sehr! Bitte nehmt es als Anregung, nicht als Meckerei! Ich finde es toll, dass es welche gibt, die die Treffen organisieren und dass das Interesse daran so groß ist!!! Ich versuche nur, die Sinnfrage für mich zu klären und damit vielleicht eine Diskussion anzustoßen:
- Ich mag ja Technik ziemlich (und vor allem freie Software). Deshalb treibe ich mich ganz gerne in Linux User Groups rum. Diese Idee, sich zu treffen und sich gegenseitig was beizubringen, Hilfe bei technischen Problemen zu bekommen oder anderen zu helfen, gefällt mir.
- Das Wie ist aber oft mein Problem: Mir würde dazu eine Atmosphäre gefallen, in der es keine „dummen“ Fragen gibt, in der Leute keine Selbstinszenierung nötig hätten, in der es keine sexistischen Witze geben würde und in der ich nicht alle fünf Minuten erzählt bekäme, dass ich eine Frau bin. Ich will auf keinen Fall behaupten, dass alle Menschen, die in LUGs rumhängen, das machen! Eher: Einige Personen verhalten sich so und die anderen scheint das entweder nicht zu stören oder sie reflektieren es nicht kritisch – in jeden Fall gibt es kaum Einschreiten dagegen. Was da sozial so alles läuft, außer der Vermittlung von technischem Wissen, wird wenig reflektiert. (Dazu bald ausführlicher in der #Diss…)
- Nun fiel mir bei den netzfeministischen Treffen auf, dass die Atmosphäre auch nicht unbedingt super-angenehm, auf jeden Fall nicht gemeinsam reflektiert ist. Menschen, die sich wegdrehen, wenn ich da interessiert in die Nähe gehe, Menschen, die aus meiner Perspektive (die ich Selbstdarstellung nicht mag) teilweise ganz schön offensives Networking betreiben. Oder täuscht das nur? Ich hab auf jeden Fall keine Visitenkarten!
- Kurzum: Ich fragte mich mehrfach, #wtf? Was mach ich hier? Warum heißt das Treffen „netz-„, wieviel soll es hier um’s Netz gehen? Was hab ich mir mit den Menschen zu sagen, nur weil sie sich auch feministisch verorten?
- Was wären ein #nfbb oder eine „Girls on Web Society“ für mich? Das wäre schon ein „Schutzraum“, in dem Sinne, dass „wir“ uns als Gruppe überlegen, wie wir miteinander umgehen wollen. Dieser Raum würde also darüber zu einem gemeinsamen Raum, in dem etwas anders ist, dass wir unser Kommunikationsverhalten hinterfragen und versuchen, es anders zu praktizieren. Das sind ähnliche Prozesse, die beim Gendercamp 2011 offenbar schon grandios gescheitert sind, also kein triviales Anliegen! Und mein Anspruch wäre nicht, den Schutzraum sofort zu haben, sondern an ihm zu arbeiten, aber nur mit Personen, die tatsächlich bereit sind, ihre Wahrnehmung der Welt zu hinterfragen! Insofern wäre ich auch mal Erklärbärin, aber bloß nicht immer und nicht alleine (denn es gibt ja auch nie nur eine Perspektive).
- Der Raum würde aber nicht am zugeschriebenen Geschlecht festgemacht (Was weiß ich, wie sich die Personen verorten, die ich da als „Männer“ oder „Frauen“ einsortiere?) Mit der Formulierung „Männer sind herzlich willkommen, aber nur, wenn sie von einer Frau „mitgebracht“ werden“ macht mich nicht so glücklich. (Ich halte es für sehr möglich, dass das den Organisator_innen ähnlich geht.) Ich finde sie besser als zu schreiben, „keine Männer“! Die Idee, Personen mitzubringen, also den Kreis über schon bestehende persönliche Kontakte auszuweiten, halte ich für gangbar, wenn klar ist, dass ich nicht die Verantwortung für die „feministischen Qualitäten“ der Person trage, die ich mitbringe. (@tutnurso warf diese wichtige Frage auf Twitter auf.) Und ja – mir ist sehr bewusst, dass das auch ein ausschließendes Verfahren ist! Genau darum gehts bei einem Raum, der anders sein soll, als der Rest der Welt.
- Es wäre neben diesem Ausdrücklichmachen des Wie auch cool, tatsächlich Themen zu haben. Das muss nicht aufwändig oder in der großen Gruppe sein: Ich würde es toll finden, wenn Personen in der Vorstellungsrunde Themen oder Fragen einbringen würden, aus denen sich möglicherweise Kleingruppendiskussionen ergeben können. Beispiel: „Hallo, ich bin Silke. Mich beschäftigt gerade die Frage, warum Ihr hier seid, vielleicht wollen mir das ja ein paar von Euch nachher erzählen.“ Oder: „Hallo, ich bin Silke. Ich habe eine Frage zu der und der Software, wer nutzt das auch und will mit mir nach der Lösung suchen?“ Oder: „Ich würde gerne eine feministische Kritik an $THEMA formulieren, wer hat Ideen?“ Oder oder oder…
Blick auf die Uhr – wenn ich heute abend dabei sein will, muss ich jetzt sofort hiermit aufhören…
2 Antworten zu „#nfbb: Wohin soll’s gehen?“
Hmm, gute Fragen, die mal gestellt werden sollten.
Ich habe ehrlich gesagt keine speziellen Erwartungen an das #nfbb. Zum einen, weil’s ja eh nur ein gemütliches Beisamensein ist – zu mindest vermittelt mir das der Hashtag – um zum anderen, weil ich trotz guter Vorbildung immer noch dabei bin, mir nen feministischen Theorie-Background zu holen.
Und zu guter Letzt weil ich in diesem Raum auch wirklich nicht dominant auftreten möchte. Auch wenn ich leider nicht immer reflektiertes Verhalten aufweise (wie mensch auf dem letzten #nfbb ganz gut beobachten konnte :/).
Mh, das sind jetzt zwei verschiedene Veranstaltungen und auch mit anderem Anspruch. Ich kann nur als Mitorganisatorin der GOWS sprechen, die nicht explizit feministisch ausgerichtet ist, dafür aber zum Kennenlernen, Netzwerken und Vernetzen von Bloggerinnen gedacht ist. Da gab es vor allem ein Problem: In Berlin Mitte eine geeignete Location zu finden, für Treffen nach der republica. Wir waren dann jeweils auch sehr viele (30+ Teilnehmerinnen) und die Vorstellungsrunde wurde zur Herausforderung. Noch Themen vorzugeben ist quasi unmögich, gleichzeitig mussten sich Kleingruppen bilden (nächstes Jahr wird alles anders, da ist die republica eh nicht mehr bei der Kalkscheune/Friedrichsstadtpalast).